Häufige Fragen & Antworten zur Misteltherapie

Wie funktioniert die Misteltherapie? Kann man die Mistel auch begleitend zur Chemo- oder Strahlentherapie einsetzen? Gibt es Nebenwirkungen? Was sagt die Forschung? Was müssen Ärzte und Patienten beachten? Hier finden Sie die Antworten auf häufig gestelle Fragen.

Immer wieder höre ich von ärztlichen Kollegen, dass es keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit der Mistel gebe. Was ist da dran?

Kann ich eine Misteltherapie auch während meiner Chemo beginnen? Oder vor der Operation?

Gibt es Tumorarten, die nicht mit der Mistel behandelt werden sollten?

Kann ich die Misteltherapie auch in Eigenregie durchführen?

Gibt es Nebenwirkungen bei der Mistel?

Mein Arzt hat mir eine Misteltherapie als Ergänzung zur Chemotherapie empfohlen und ein Präparat verordnet. Nun habe ich gehört, dass die Kasse dieses Mittel nicht bezahlt. Stimmt das?

Wo finde ich einen Arzt, der mir eine Misteltherapie verschreibt?

Welche anthroposophischen Kliniken sind auf Krebs spezialisiert?Welche anthroposophischen Kliniken sind auf Krebs spezialisiert?

Wofür steht eigentlich "Anthroposophische Medizin"?

 

Immer wieder höre ich von ärztlichen Kollegen, dass es keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit der Mistel gebe. Was ist da dran?

Nicht viel. Als sinnvolle Ergänzung zu Standardtherapien ist die Wirksamkeit der anthroposophischen Misteltherapie in zahlreichen Reviews und Studien belegt. Zum Einsatz der Mistel bei Krebserkrankungen liegen derzeit weit über 100 klinische Studien vor. Rund die Hälfte sind randomisiert-kontrollierte Studien und entsprechen damit zumindest teilweise den Anforderungen der Evidenzbasierten Medizin.

In vielen Studien konnte gezeigt werden, dass sich die Misteltherapie direkt auf die Lebensqualität auswirkt: Mit Mistel behandelte Krebspatienten fühlen sich insgesamt besser und leistungsfähiger, haben mehr Appetit, schlafen besser und sind weniger infektanfällig. Auch wirkt die Misteltherapie stimmungsaufhellend, kann tumorbedingte Schmerzen lindern und das Fatigue-Syndrom (Müdigkeit) verbessern. Studien zeigen auch, dass die Nebenwirkungen der konventionellen Krebstherapie unter der Mistel in der Regel zurückgehen, zum Beispiel Fatigue, Übelkeit und Erbrechen oder Schmerzen. Weitere Infos zur Mistelforschung bekommen Sie » hier. Es gibt auch erste Hinweise darauf, dass die Misteltherapie dazu beitragen kann, das Gesamtüberleben zu verlängern.

Trotzdem sind in der Erforschung der Misteltherapie, unter anderem zum Wirkmechanismus, noch viele Fragen offen. Die Forschung sollte unbedingt ausgebaut werden. Problematisch ist, dass es in Deutschland quasi keine staatliche Forschungsförderung für die Integrative Medizin gibt. Die mittelständischen Mistelhersteller können die Mittel für aufwändige Forschungsprojekte jedoch kaum alleine aufbringen. Eine staatliche Forschungsförderung ist also dringend nötig.

Kann ich eine Misteltherapie auch während meiner Chemo beginnen? Oder vor der Operation?

Ja, Sie können die Misteltherapie auch während einer Chemo- oder Strahlentherapie beginnen. Oder vor einer Operation. Die Therapie kann auch direkt nach der Diagnose begonnen werden, auch wenn die konventionelle Therapie noch nicht angefangen hat. Bisher ist keine nachteilige Wirkung bekannt. Im Gegenteil: Oft werden die Chemo- oder Strahlentherapien unter der Mistel besser vertragen.

Zu den Wechselwirkungen mit Hormon- und Antikörpertherapien liegen derzeit noch keine Studien vor. Die vorliegenden praktischen Erfahrungen zeigen jedoch, dass sich eine Misteltherapie auch mit diesen Maßnahmen gut verträgt.

Weitere Fragen & Antworten zum Therapiezeitpunkt und -verlauf finden Sie » hier.

Gibt es Tumorarten, die nicht mit der Mistel behandelt werden sollten?

Im Prinzip werden alle Krebserkrankungen mit Mistelextrakten behandelt, in der Regel begleitend zur konventionellen Krebstherapie (Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie, Hormontherapie), in der kurativen oder palliativen Situation, als kurze Therapie über einige Wochen oder Monate oder als längere Therapie über mehrere Jahre.

Die Behandlung von Lymphomen mit der Mistel wird kritisch diskutiert. Aus der Praxis bzw. aus der klinischen Erfahrung liegen jedoch auch bei dieser Krebsart keine negativen Ergebnisse vor. Negative Auswirkungen der Misteltherapie bei Lymphomerkrankungen sind bisher nicht dokumentiert. Wichtig ist jedoch gerade bei diesen Tumorarten, dass die Misteltherapie von einem darin erfahrenen Spezialisten gemacht wird, weil die Dosierung sehr genau entsprechend der Befunde und des Befindens austariert werden muss.

Weitere Infos finden Sie » hier.

Kann ich die Misteltherapie auch in Eigenregie durchführen?

Nein, als hochwirksames Arzneimittel sollte die Mistel unbedingt unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden, sie ist zur Selbstmedikation nicht geeignet! Wirtsbaum, Präparat und Dosierung müssen individuell vom Arzt festgelegt werden. Mistelpräparate werden in Form von Ampullen zur Injektion angeboten und sind nicht als Tabletten oder Kapseln zum Einnehmen erhältlich. In der Regel wird die Misteltherapie über mehrere Jahre angewendet.

Gibt es Nebenwirkungen bei der Mistel?

Die Injektionen werden in der Regel von den Patienten sehr gut vertragen. Die erste Spritze sollte unbedingt vom Arzt gegeben werden, später können die Patienten (oder auch Angehörige) auch selber spritzen.

Direkt nach der Injektion reagiert die Haut mit einer Rötung und Schwellung an der Einstichstelle. Diese Reaktion ist erwünscht – zeigt sie doch, dass das Immunsystem aktiviert wurde und nun reagiert. Diese Rötung ist bis zu einem Durchmesser von fünf Zentimetern unbedenklich und klingt von allein wieder ab. Auch leichtes Fieber ist keine unerwünschte, sondern eine erwünschte Wirkung. Der Körper wird damit durchwärmt und gewinnt seine Fähigkeit, die Körpertemperatur zu regulieren, wieder zurück. Manchmal bilden sich an der Einstichstelle kleine Knubbel oder Knoten, die sich später zurückbilden.

In eingen Fällen kann die Einstichstelle auch stärker reagieren oder jucken. Dann sollte die Dosierung gegebenenfalls angepasst werden. Auch bei Fieber über 39,5° C, bei Hautausschlag, lähmender Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und kurzfristige Schwindelanfälle auftreten, sollte der Arzt zu Rate gezogen werden. Allergien auf Mistelextrakte kommen selten vor.

Weitere Infos zu möglichen Nebenwirkungen finden Sie » hier.

Mein Arzt hat mir eine Misteltherapie als Ergänzung zur Chemotherapie empfohlen und ein Präparat verordnet. Nun habe ich gehört, dass die Kasse dieses Mittel nicht bezahlt. Stimmt das?

Ja und nein. Wenn Sie die Mistel in der adjuvanten (unterstützenden) Behandlung bekommen, ist die Krankenkasse seit 2012 nicht mehr verpflichtet, die anfallenden Kosten zu übernehmen. Das bedeutet also leider, dass Sie die Präparate, auch wenn sie vom Arzt verordnet sind, selber bezahlen müssen. Es kann sich aber durchaus lohnen, die Krankenkasse individuell anzusprechen und darum zu bitten, dass die Kosten als Einzelfallentscheidung übernommen werden.

Anders sieht es aus, wenn die Misteltherapie in der palliativen Versorgung eingesetzt wird, also bei einer metastasierten und nicht operablen Tumorerkrankung: Dann werden die Kosten für die anthroposophische Misteltherapie nach wie vor von der Gesetzlichen Krankenversicherung übernommen. Das ist allerdings für die Patienten ein schwacher Trost: Wird die Mistel doch von vielen gerade eingesetzt, um einem Rückfall (Rezidiv) oder der Ausbreitung des Tumors zu verhindern, damit es eben nicht zur palliativen Situation kommt.

Und es gibt noch eine Ausnahme: Weiterhin erstattet werden können Mistelpräparate auf Kassenrezept auch nach § 12 Abs. 8 der Arzneimittelrichtlinie, wenn sie zur Behandlung schwerwiegender Nebenwirkungen von Chemotherapie, z.B. bei Chemotherapie-assoziierter Fatigue, verordnet werden.

Weitere Infos zur Erstattung der Misteltherapie finden Sie » hier.

Wo finde ich einen Arzt, der mir eine Misteltherapie verschreibt?

Um die Misteltherapie verschrieben zu bekommen, sollten Sie sich an eine/n anthroposophische/n Arzt / Ärztin wenden, sinnvollerweise mit der Fachrichtung Innere Medizin, Onkologie, Gynäkologie oder Allgemeinmedizin.

Wo Sie eine/n anthroposophische/n Ärztin/Arzt in Ihrer Region finden, erfahren Sie bei der Hotline des Bürger- und Patientenverbandes » GESUNDHEIT AKTIV. Die Hotline ist von Montag bis Freitag, 9 bis 12 Uhr, und von Montag bis Donnerstag, von 14 bis 16 Uhr unter der Rufnummer 01803 – 30 50 55 besetzt (0,09 €/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk höchstens 0,42 €/Min.).

Oder Sie nutzen die » Arztsuche auf der Website der Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland (GAÄD).

Darüber hinaus gibt es aber viele Ärzte, die zwar keine Zusatzbezeichnung „Anthroposophische Medizin (GAÄD) haben, aber trotzdem erfahren im Umgang mit der Misteltherapie sind. Die Adressen dieser Ärzte sind leider nicht gelistet, sie sollten sich in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis informieren.

Welche anthroposophischen Kliniken sind auf Krebs spezialisiert?

Eine Übersicht über alle stationären Einrichtungen der Anthroposophischen Medizin finden Sie online unter www.anthro-kliniken.de

Dort können Sie sich über die Schwerpunkte der verschiedenen Kliniken informieren und recherchieren, welches anthroposophische Krankenhaus über zertifizierte Krebs-Zentren verfügt, zum Beispiel die großen anthroposophischen Akutkrankenhäuser » Havelhöhe und » Herdecke. Dort gibt es angeschlossene Medizinische Versorgungszentren, die die anschließende ambulante Behandlung übernehmen.

Auch in der » Filderklinik in der Nähe von Stuttgart gibt es ein Zentrum für Integrative Onkologie. Die » Klinik Öschelbronn - Centrum für Integrative Medizin, Schmerz- und Krebstherapie behandelt schwerpunktmäßig Krebs, das » Paracelsus-Krankenhaus Unterlengenhardt hat ebenfalls einen onkologischen Schwerpunkt. Die anthroposophische » Reha-Klinik Schloss Hamborn hat sich auf die Tumor-Nachsorge spezialisiert.

Wofür steht eigentlich "Anthroposophische Medizin"?

Die Anthroposophische Medizin ist keine "Alternativmedizin" und will die moderne naturwissenschaftliche Medizin nicht ersetzen – sie soll vielmehr ganz bewusst erweitert werden. Damit ist gemeint: Die Anthroposophische Medizin berücksichtigt in Diagnose und Behandlung nicht nur die messbaren Befunde des erkrankten Menschen, sondern auch sein allgemeines Befinden und seine individuelle Lebenssituation.

Praktiziert wird die Anthroposophische Medizin ausschließlich von Ärzten, die neben ihrer Approbation und/oder ihrer Facharztausbildung eine Aus- und Weiterbildung in Anthroposophischer Medizin absolviert haben. Auch die Therapeuten der Anthroposophischen Medizin verfügen über akademische Abschlüsse oder sind zertifiziert ausgebildet. So können in der Diagnostik und Therapie alle Bestandteile der Schulmedizin eingesetzt werden. Erweiternd bezieht die Anthroposophische Medizin geisteswissenschaftliche Erkenntnisse mit ein, die auf Rudolf Steiner und Ita Wegman zurückgehen.

Weitere Infos beim » Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD